Zwei zu welchem Preis?
Ein Doppelstudium kann eine sehr bereichernde Erfahrung sein – jedoch muss man einige Dinge dabei beachten.
Entspannung! Danach streben wohl alle Studierenden nach einer großen Prüfung. Warum also die Mühen auf sich nehmen und zwei Studien verfolgen, wenn doch das Lernen für eines zweifellos genug Zeit in Anspruch nimmt? Meiner Erfahrung nach (neben Jus studiere ich auch VWL) muss ein zweites Studienfach jedoch nicht unbedingt Dauerstress bedeuten, im Gegenteil, es kann den eigenen Studienalltag um einiges interessanter, vielseitiger und reizvoller machen. Damit dein Doppelstudium zu einer bereichernden Erfahrung wird, solltest du allerdings immer auf diese zwei Faktoren achten: Motivation und Organisation.
Motivation: Es mag trivial klingen, aber sei dir immer bewusst, warum du dich für ein zweites Studium entschieden hast.Ob du aus reinem Interesse studierst oder es dich deinem angestrebten Beruf näherbringt: Wenn du deinen persönlichen Grund kennst, kannst du dich selbst jederzeit kontrollieren, ob du deine Zeit richtig investierst. Wenn sich deine Interessen oder Berufspläne während deinem Doppelstudium ändern, kannst du durch Hinterfragung deiner Motivation ein Studienfach wieder fallen lassen, bevor du dafür unnötige Energie verbrauchst. Gegen inneren Widerstand einen zweiten Studienabschluss zu verfolgen ist jedenfalls unsinnig, schließlich sollte die Studienzeit ja eine Lebensphase sein, auf die man später gerne zurückblickt.
Des Weiteren würde ich davon abraten, dein Doppelstudium als Selbstzweck zu sehen und dein Zweitfach mehr oder weniger blindlings auszuwählen. An einem Beispiel festgemacht: Studiere nicht Jus und Psychologie, weil du ein Doppelstudium machen möchtest, sondern mache ein Doppelstudium, weil du Jus und Psychologie studieren möchtest.
Eine weitere wichtige Regel lautet, sich nicht selbst zu geißeln. Bleibe achtsam, dass dich der Zeitaufwand für das Studium nicht überstrapaziert. Für mich wäre z.B. eine rote Linie überschritten, wenn ich wegen Unistress das Gefühl habe, meine Freunde und Hobbys links liegen lassen zu müssen. Selbstverständlich wird man manche Beschäftigungen zugunsten des Zweitstudiums zurückstecken müssen – hier ist schlussendlich jede*r Einzelne gefragt, für sich die richtige Balance zu finden.
Organisation: Wenn du dich nun für 2 Studien inskribiert hast, ist es sinnvoll, eines der beiden klar zu priorisieren. Setze dir vor jedem Semester für dein Hauptstudium ein gewisses Ziel, und überlege dir daraufhin, welche Kurse aus deinem Zweitstudium damit vereinbar sind. Priorisiert du nicht, läufst du nämlich Gefahr, dich in beiden Studien zu verheddern und somit deine Toleranzsemester in beiden Studien zu verbrauchen.
Solltest du ein Auslandssemester absolvieren wollen, wirst du in dieser Zeit höchstwahrscheinlich nur in einem Studium prüfungsaktiv sein. Dann ist es äußerst empfehlenswert, dich für das andere Studium beurlauben zu lassen, um nicht durch dieses „verlorene“ Semester studienbeitragspflichtig zu werden.
Ob zwei Studien miteinander kompatibel sind, hängt einerseits vom objektiv nur begrenzt bestimmbaren Schwierigkeitsgrad der Studien ab. Grundsätzlich gilt natürlich, je ähnlicher sich die zwei Studien thematisch sind, desto leichter fällt es, sie gleichzeitig zu verfolgen, da dann einige Veranstaltungen gegenseitig anrechenbar sind. Daher ist es lohnenswert, die Anrechnungsmöglichkeiten vor Beginn des Doppelstudiums genauer anzusehen.
Andererseits spielt das Ausmaß der Anwesenheitspflicht bei der Vereinbarkeit eine große Rolle. Je mehr Kurse anstatt VOs in einem Studium vorgesehen sind – so sinnvoll es teilweise didaktisch sein mag – desto schwieriger wird es, zwei Studien so zu organisieren, dass sich zwei Pflichtveranstaltungen nicht überschneiden. Ich möchte hier aber auch nicht unerwähnt lassen, dass es einige Vortragende mit der Anwesenheitspflicht bei VUs nicht ganz so streng nehmen: Es lohnt sich also, genauer hinzusehen und eventuell Freund*innen nach Erfahrungsberichten zu fragen.
In Studien, welche eher auf ein Kurssystem eingestellt sind, hat man sich oftmals auf 2 Prüfungsphasen zu je ca. 2 Wochen mit kleinen, aber zahlreichen Klausuren vorzubereiten. Wenn du 2 solcher Studien verfolgst, könnten sich diese Prüfungswochen mit etwas Pech überschneiden, was natürlich schnell zur Überlastung führt. Achte daher unbedingt schon in der Anmeldungsphase auf die veranschlagten Zwischen- und Endklausurentermine, um böse Überraschungen zu vermeiden. Studien, die bei der Prüfungseinteilung einen größeren Freiraum bieten, lassen sich dagegen leichter neben anderen Studien bewältigen. Je inflexibler also die Prüfungstermine in deinen Studien sind, desto bedeutender ist es, dein Semester genau im Voraus zu planen.
Zusammenfassend kann ein Doppelstudium also ein sehr interessantes und abwechslungsreiches Unterfangen sein, sofern man einige Regeln beherzigt. Falls du dir unsicher bist, ob es auch das Richtige für dich ist, kann ich dich nur dazu ermutigen, es schlichtweg ein Semester lang auszuprobieren. Reinzuschnuppern kann ja auf keinen Fall schaden.