Doktorat

16. Aug 2020Allgemein

Du bist Studentin oder Student an einer Grazer Hochschule und befindest dich im Bachelor- Master- oder Diplomstudium? Du fragst dich gelegentlich ob sich das Studieren überhaupt auszahlt, weißt aber auch, dass sich der akademische Titel neben dem fundierten Wissensaufbau auch beruflich bezahlt machen kann, vor allem auch, wenn man eine akademische Laufbahn anstrebt? Ja warum dann nicht gleich ein PhD / Doktoratsstudium und Expertin oder Experte im eigenen Gebiet werden?

Ich möchte euch einen kleinen Einblick in die akademischen Möglichkeiten im österreichischen Hochschulsektor, speziell in der Hauptstadt der grünen Steiermark, bieten. Weiters möchte ich noch notwendige Voraussetzungen und realistische Erwartungen aufzeigen. Grundsätzlich kann der PhD / Doktor-Titel nur an einer Universität (einer öffentlichen Universität oder einer Privatuniversität) erlangt werden. Vielleicht hat sich die ein oder der andere schonmal die Frage gestellt, ob es einen Unterschied zwischen dem Abschluss „Dr.“ und „PhD“ gibt. Laut dem

Universitätsgesetz 2002

§ 51. (14.) gibt es bei der Verleihung des akademischen Grades „Doktorin“ oder „Doktor (abgekürzt „Dr.“) und „Doctor of Philosophy“ (abgekürzt „PhD“) keine wesentliche Unterscheidung. Anders als bei Bachelor-, Master- und Diplomstudien wird der Umfang der Doktoratsstudien im UG nicht in ECTS-Anrechnungspunkten angegeben UG §54. (2), sondern umfasst eine Mindestdauer von drei Jahren UG §54. (4).

Voraussetzungen

Nach den formalen Kriterien sind alle Studierenden durch den Abschluss eines fachlich in Frage kommenden Diplomstudiums oder Masterstudiums ohne Berücksichtigung der jeweiligen Hochschule, oder eines anderen gleichwertigen Studiums an einer anerkannten inländischen oder ausländischen postsekundären Bildungseinrichtung, für ein Doktoratsstudium zugelassen UG § 64. (1). Bei besonderem Studienerfolg im Bachelorstudium innerhalb der vorgesehene Studienzeit kann man sich auch „nur“ mit einem Bachelorabschluss für ein Doktoratsstudium inskribieren – hier gibt es meist zusätzliche Regelungen vom jeweiligen Rektorat, die je nach Hochschule unterschiedlich aussehen können UG § 64. (2).

Eine fixe Betreuungszusage einer Universitätslehrerin oder eines Universitätslehrers entspricht nicht den gesetzlichen Bestimmungen für eine Zulassung zum PhD / Doktoratsstudium. Ungeachtet dessen empfiehlt es sich, schon vor der Zulassung eine Betreuungszusage einzuholen oder zumindest sich eingehend über die verfügbaren Themen an den jeweiligen Fakultäten und Instituten zu informieren. Falls keine Betreuerin oder kein Betreuer gefunden werden kann, ist es nicht möglich das Doktoratsstudium abzuschließen.

https://www.studiversum.at/main-menu/promovieren/brauchst-du-eine-betreuungszusage-vor-der-zulassung-eines-doktoratsstudiums

Arten der Promotion https://www.studiversum.at/main-menu/promovieren/welche-wege-gibt-es-um-zu-promovieren

Es gibt verschiedene Wege zur Promotion. Jedenfalls ist der Abschluss immer durch die Prüfung und Beurteilung der wissenschaftlichen oder künstlerischen Dissertation festzustellen. Die Dissertation ist nichts anderes als der schriftliche Teil des Doktorats, um promovieren zu können. Somit ist sie vergleichbar mit einer Master- oder Diplomarbeit, die ebenso eine schriftliche Notwendigkeit ist, um graduieren zu können.

Individuelle Promotion

Auf diese Weise bist du relativ unabhängig. Du suchst dir eigenständig eine sogenannte  Doktormutter oder Doktorvater, zu welchen du zuerst Kontakt aufnimmst. Wenn du eine Zusage erhalten hast und das Thema im Vorfeld abgestimmt worden ist, holst du dir vom Prüfungsamt die Promotionsberechtigung, mit der du dich für das Promotionsstudium immatrikulieren kannst. Mit dieser Art der Promotion genießt du zwar das Privileg der freien Zeiteinteilung, es erfordert dadurch aber ein hohes Maß an Selbstständigkeit und großer Motivation. Außerdem ist ein bezahltes Arbeitsverhältnis damit nicht verbunden. Wenn du bereits voll berufstätig bist und zusätzlich deinen Doktor machen willst, ist das eine besonders große Herausforderung, die einen starken Willen und vor allem viel Durchhaltevermögen verlangt.

An der Uni

Der Großteil der Doktorandinnen und Doktoranden arbeitet während der Promotion als wissenschaftliche Mitarbeiterin oder als wissenschaftlicher Mitarbeiter an einem Institut. Du wirst dabei finanziert, bist eingebunden in Forschungsprojekte, hast Zugang zu wichtigen Informationen und dem Netzwerk der Universität, du hast meist viel Kontakt zum Doktorvater oder zur Doktormutter und kannst wichtige Erfahrungen sammeln, indem du selbst Lehrveranstaltungen halten, an Kongressen teilnehmen und mit der Betreuerin oder dem Betreuer zusammen Bücher und Artikel verfassen kannst.

Nachteile sind, dass du üblicherweise bei vollem Arbeitseinsatz nur ein halbes Gehalt bekommst und du sehr stark von einer Person abhängig bist, die Doktorvater oder Doktormutter und Chefin oder Chef in einem ist.

An der FH

Mit einem FH-Masterabschluss bist du befähigt an einer Universität zu promovieren. Fachhochschulen besitzen aktuell kein eigenständiges Promotionsrecht, jedoch ist ein kooperatives Promotionsverfahren möglich, bei dem Lehrende einer Fachhochschule oder einer Universität die Betreuung und Prüfung übernehmen können.

Mit einem Unternehmen

Hier ist es wichtig, dass das Unternehmen mit der Universität eng zusammenarbeitet. Eine Betreuung im Unternehmen ist üblich, ersetzt jedenfalls nicht die Betreuung der Doktormutter oder des Doktorvaters, die in der Regel eine Professorin oder ein Professor oder ein habilitiertes Mitglied der betreffenden Fakultät und verantwortlich für die Durchführung des Promotionsverfahrens vor der Fakultät sind (inklusive Koordination der organisatorischen Maßnahmen). Positiv hervorzuheben ist allenfalls die bessere Bezahlung, sollte die Dissertation innerhalb des Unternehmens umgesetzt werden können.

Angebot

In Graz gibt es also für alle Absolventinnen und Absolventen einer Hochschule die Möglichkeit den folgenden Universitäten ein Doktoratsstudium zu beginnen.

KF

MedUni

TU

KUG

Ein kurzer Überblick über alle Angebote in Graz ist der folgenden Tabelle zu entnehmen.


Lohnt sich nun ein Doktorat?

Wer sich rein aus Liebe zu einem Fach weiterbilden möchte, sollte nicht vergessen auch die finanzielle Berechnung für die Promotionszeit zu machen. Mindestens drei Jahre muss ein Doktorat dauern, durchschnittlich brauchen Dissertanten jedoch vier bis fünf Jahre, um promovieren zu können. Wer eine akademische Laufbahn anstrebt sollte so oder so promovieren, da dies meist ein formales Kriterium ist.

Das wichtigste jedoch sollte die eigene Motivation und der intendierte persönliche Mehrwert sein. Immerhin gibt es viele Möglichkeiten mit dem bereits erworbenen Wissen und akademischen Grad im Berufsleben einzusteigen. Wenn nur die monetäre Dimension herangezogen wird, rechnet sich die Promotion und die vermeintlich einhergehende Gehaltssteigerung nicht immer und unterscheidet sich auch von Fachgebiet zu Fachgebiet. Es gibt auch Förderungen, die in Anspruch genommen werden können, hier ist aber wichtig zu beachten, dass die Studierenden verschiedene Kriterien je nach Stipendium, erfüllen müssen. Neben einem hervorragenden Notenschnitt im Master- / Diplomstudium können auch Projektanträge oder andere bürokratische Aufwendungen dazukommen. Für alle Studienbeihilfe-Bezieherinnen und -Bezieher müssen spezielle Voraussetzungen vorliegen. Zum einen muss das Doktoratsstudium spätestens 12 Monate nach Abschluss des vorangegangenen Studium aufgenommen werden. Zum anderen muss das Doktoratsstudium vor Vollendung des 30. Lebensjahres begonnen werden – hier gilt eine Ausnahme (vor Vollendung 35. Lebensjahr) für Selbsterhalterinnen und Selbsterhalter, Studierende mit Sorgepflicht und Studierende mit Behinderung

https://www.studiversum.at/main-menu/promovieren/welche-voraussetzungen-musst-du-erfuellen-um-eine-studienbeihilfe-waehrend-eines-doktoratsstudiums-zu-erhalten

Nicht alle Studierenden sind für ein Doktorat gemacht, aber alle die die folgenden Zutaten mitbringen, haben das Zeug ein Doktorat zu erlagen:

  • Motivation
  • Ausdauer
  • Neugier
  • die Bereitschaft, sich intensiv mit der Literatur auseinanderzusetzen und am Forschungsdiskurs teilzunehmen
  • Kritikfähigkeit bzw. die Fähigkeit, Fragen zu stellen
  • Schreibkompetenz (erste Erfahrungen der Master- / Diplomarbeit können hier reflektiert werden)
  • Ein interessantes Dissertationsthema

Lieben Gruß,

Christoph

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